Bewegungsmangel und Depressionen bei Kindern
In den letzten zwei Tagen sind zwei Studien veröffentlicht worden, die aufhorchen lassen:
Einmal von der DAK mit dem alarmierenden Ergebnis, dass fast 8% aller depressiven Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren für durchschnittlich 39 Tage ins Krankenhaus kommen.
Dann eine Studie der WHO, dass sich weltweit Kinder zu wenig bewegen, Mädchen sogar weniger als Jungs. Als Grund wird unter anderem die Zunahme bei der Nutzung von digitalen Medien vermutet.
Beide Studien machen mich sehr nachdenklich. Und ich habe, ohne dazu eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zu haben, folgende Vermutungen:
Die Zunahme der Depressionen bei Kindern könnte einerseits mit dem Umfeld zu tun haben. Dazu zähle ich die möglicherweise belastenden Einflüsse aus der Umwelt, wie bspw. zunehmender Leistungsdruck, Reizüberflutung, (Schönheits-) Ideale aus den sozialen Medien, Zukunftsängste und ähnlichem.
Wenn ich mir darüber hinaus die Zunahme der psychischen Erkrankungen bei Erwachsenen zwischen den Jahren 2007 – 2017 von 123% (!) ansehe mache ich mir schon auch Gedanken darüber wie weit das Erleben von Erschöpfung bis hin zu Burnout und der damit einhergehende fehlenden „Stresskompetenz“ der Eltern einen negativen Einfluss auf die Kinder hat. Wenn Mama und Papa nicht wissen, wie sie mit den täglichen Herausforderungen gesund umgehen können, wie sollen es dann die Kinder lernen? Auch wenn Kinder in ihrem Elternhaus permanent gereizte Eltern erleben, die nur mit halbem Ohr auf die Bedürfnisse der Kinder hören oder evtl. aufgrund der beruflichen Belastung sich gar nicht die Zeit nehmen darauf einzugehen, kann dass für die Kinder im wahrsten Sinne des Wortes äußerst deprimierend sein.
Auch sehe ich einen großen Zusammenhang zwischen Depression und dem von der WHO ermittelten Bewegungsmangel. Aus der Stressforschung wissen wir, dass Bewegung ein wichtiger Bestandteil bei der Bewältigung von Stress ist. Dabei werden vor allem die Stresshormone Cortisol und Adrenalin abgebaut. Darüber hinaus macht es überaus zufrieden, wenn man eine sportliche Einheit bewältigt hat, was stimmungsaufhellend wirkt. Wird der Sport dann auch noch im Verein ausgeübt, kommt noch die soziale Komponente des Zugehörigkeitsgefühls dazu, ebenfalls ein wichtiges Instrument bei der Entwicklung von Stresskompetenz. Es muss nicht unbedingt Sport im Verein sein, auch das Toben an der frischen Luft mit Freunden wirkt sich positiv aus. Die Vorteile der Bewegung für die körperliche Gesundheit liegen darüber hinaus auf der Hand: Stärkung des Herz-Kreislaufsystems, der Lunge, Vorbeugung von Übergewicht und somit Diabetes Typ 2 sowie die positive Auswirkung auf das Muskel-Skelett-Systems bis hin zu den motorischen Fähigkeiten. Viele chronische Krankheiten können durch Bewegung positiv beeinflusst werden.
Welche Aufgaben haben wir also als Gesellschaft? Die Themen mentale Kompetenzentwicklung / Stressbewältigung sowie Bewegung müssen noch stärker in den Fokus von Erziehung in den Familien, dem Schul- aber auch im Arbeitsalltag verankert werden. Die Instrumente sind vielfältig, angefangen bei Bewegung und Ernährung über kognitive Stressbewältigung bis hin zu Achtsamkeit und Entspannung.
Ich würde mir wünschen, dass einerseits noch mehr Aufklärung betrieben, und vor allem in Kindergärten, Schulen und Unternehmen mehr Raum gegeben würde diese Instrumente in der täglichen Praxis einzuüben.
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